Eine Sekunde zu schwach, eine Sekunde zu unaufmerksam, eine Sekunde zu langsam, eine Sekunde zu schnell – eine Sekunde entscheidet alles.
München, 20.03, es ist 06:00 Uhr – der Morgen bricht an, zwei große Reisebusse warten bereits auf dem Parkplatz auf dem Sportgelände des ESV München. Es herrscht noch Morgengrauen, als die ersten Teilnehmer,Fans und Eltern eintreffen. Werden alle pünktlich sein? Wir hoffen, ohne Verzögerung losfahren zu können – sonst könnte unserer Ankunft zu knapp werden.
Alle Teilnehmer werden durchgezählt, es darf keiner fehlen. Alle sind vollzählig und endlich ist es soweit, nach monatelanger Vorbereitung, machen wir uns mit über 80 Leuten auf den Weg zur Regionalmeisterschaft Süd in der Freiheitshalle in Hof. Dort stehen sich Teams aus Baden-Württemberg und Bayern gegenüber und werden ihr Bestes geben, um sich einen Platz auf der Rankingliste für die Deutsche Meisterschaft zu sichern.
Die Generalprobe zwei Tage zuvor lief gut, vor allem beim Peewee Team, welches Schwierigkeiten in der Vorbereitungszeit hatte, stach mit ihrer Leistung hervor. Auch die kurzfristigen Absagen im Jugend und Senior Team hat man gut kompensiert. Man ist guter Dinge und freut sich auf die Teilnahme an der Regional Meisterschaft.
Für die Cheerleader des ESV München „Dynamic Cheer Athletics“ ist es die dritte Teilnahme an einer Regionalmeisterschaft. Angetreten wurde in diesem Jahr in drei verschiedenen Kategorien: Peewee Level 1, Junior All-Girl Level 5 und Large Senior Coed Level 6. Eigentlich wollte man auch im Small Senior Coed Level 5 an den Start gehen, leider musste dieses Vorhaben kurzfristig abgesagt werden.
Die Ziele für das dritte Jahr auf der Regional Meisterschaft, auf alle Fälle gegenüber dem Vorjahr mehr Punkte und besserer Platzierungen zu erreichen. Wie das Glück für diesen Tag an unserer Seite stand möchten wir dir gerne erzählen.
Ein Tag mit Überraschungen, Freude, Pleiten, Pech und Pannen.
10:00 Uhr Ankunft Freiheitshalle Hof – pünktlich und guter Dinge kommen wir an. Verwöhnt von den Frühlings Temperaturen in München, steigen wir bei eisigen 2° in Hof aus den Bussen. Der Check-in verläuft reibungslos und schnell. Wir bekommen einen großen Umkleidebereich im oberen Bereich. Dort angekommen, machen sich die Kleinen und das Junior Team für ihren Warm Up und den Probelauf fertig. Es scheint als wäre keiner wirklich aufgeregt. Lässt die Nervosität sich diesmal einfach so lumpen?
11:15 Uhr: Warm Up Peewees – die Kleinen wärmen sich in einer etwas dunklen Halle auf. Die Kinder bauen konzentriert ihre Stunts auf, alles steht und das Timing ist gut. Die beiden Trainer Lisa und Anne geben den Kindern noch letzte Anweisungen.
11:30 Uhr: Run Through Peewees – die Kinder sehen zum ersten Mal die große Halle, die Ränge sind gefüllt und der Wettkampf ist bereits voll im Gange. Für mehr als die Hälfte der Peewees ist es die erste Meisterschaft, die gebotene Kulisse beeindruckt die Kids.
Die Run Through Fläche ist in der gleichen Halle eingerichtet und nur durch einen schwarzen Vorhang vom Geschehen abgetrennt. Laute Musik und das tosende Publikum machen es fast unmöglich, die eigene Musik auf der Run Through Fläche zu hören. Die Kinder scheint es nicht zu stören, alles klappt.
Wir sind zuversichtlich, es scheint ein guter Tag zu werden.
12:10 Uhr: Peewee Pass Check – wir betreten die letzte Station vor dem Auftritt. Und da ist sie! Die Nervosität kommt zu besuch vorbei und begleitet uns durch den Tunnel hinter der Auftrittsfläche bis zum Ausgang vor. Die Kinder motivieren sich gegenseitig, jeder ist für einander da.
Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt.
Das Team davor verlässt die Matte.
Nur noch wenige Sekunden bis zum Auftritt, jetzt gibt es keinen Weg zurück.
12:30 Uhr: Der Moderator stellt das Münchner Cheerleader Peewee Team „Genesis“ vor, die Fans jubeln laut. Alle Kinder rennen winkend auf die Matte und stellen sich auf. Alles geht ganz schnell, sofort legen sie los. „D C A RED WHITE BLUE!“ rufen die Kids lautstark, das Publikum klingt sich mit ein.
Nach dem Cheer startet die Musik, Räder folgen, dann die erste Stunt Sequenz – plötzlich wird allen klar etwas stimmt nicht! Ein Kind fehlt!!! Verwirrte Blicke bei den Spottern im Hintergrund, wo ist sie nur??? Die Kinder reagieren blitzschnell, machen unbeirrte weiter und ziehen das Ding mit einem fehlenden Flyer bis zum Ende durch.
Was war passiert? Sekunden vorher geschah das unfassbare, ein Kind stürzte beim Einlaufen auf die Matte so schwer auf ihr Knie, dass sie nicht mehr auftreten konnte. Keiner hat im Zuge der hektischen Einlauf Phase sofort bemerkt, was eigentlich geschah. Die Jury bietet uns an die Routine zu wiederholen, welches wir aussichtslos ablehnen müssen – die Verletzung des Mädchens muss im Krankenhaus untersucht werden.
Nach dem Schock, hoffen wir, dass es keinen weiteren Zwischenfall mehr geben wird.
12:45 Uhr: Warm Up für das Junior All-Girl Team. Einzelne Elemente werden aufgewärmt und letzte Anweisungen gegeben – es herrscht etwas Anspannung.
13:00 Uhr: Juniors begeben sich zum Run Through, wieder übertönt die Lautstärke von der Auftrittsfläche die Musik im Run Through Bereich. Die Power Girls sehen gut aus, die Routine sitzt.
Der Zeitplan verschiebt sich, die Mädchen haben noch etwas Zeit zu verschnaufen und sich zu entspannen, bevor es zum Pass Check geht.
14:30 Uhr: Juniors Pass Check – da ist sie wieder, unsere beste Freundin Nervosität (die gehört nun mal dazu).
Der Tunnel zur Auftrittsfläche ist dunkel und lang. Es warten bereits andere Cheerleader Teams vor uns, hinter uns reiht sich das nächste Team ein. Wir drängen uns zusammen, es wird eng. Die Mädchen machen Stimmung und tanzen zu den Beats die den dicken schwarzen Vorhang durchdringen, ein LED Spot spendet etwas Licht im dunklen Tunnel.
Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt.
Am Ende des Tunnels angekommen, fassen sich die Girls an den Händen und bilden einen Kreis – TEAM SPIRIT nimmt den kleinen Raum hinter der Bühne ein. Sie sprechen sich gegenseitig Mut zu und hoffen auf eine gute Performance.
Nur noch wenige Sekunden bis zum Auftritt.
Der Moderator stellt das Junior Team „Evolution“ vor, die Fans jubeln.
Die Mädchen laufen auf die Matte – jetzt oder nie READY!
Das Opening ist ein CHEER, das Publikum lässt sich mitreißen und stimmt mit ein „D C A RED WHITE BLUE!“ Der Auftakt gelingt, jetzt muss auch der Rest sauber stehen, die nächsten Sekunden zählen. Doch Freundin Nervosität ist den Mädchen mit auf die Matte geschlichen und wollte sich einfach nicht abschütteln lassen, weiche Knie und Arme ließen einfach zu viele Fehler zu.


15:30 Uhr: Siegerehrung der Peewee & Junior Kategorien. Alle Peewee und Junior Cheerleader finden sich auf der Matte ein, um ihre Urkunden und Pokale entgegen zu nehmen. All zu viel Hoffnung auf eine Platzverbesserung gegenüber dem Vorjahr hatte man nach dem Vorfall bei den Peewees nicht. Zur großen Überraschung erreichten die Kleinen dennoch Platz 7 von 12 Teams. Das war definitiv das Highlight des Tages für uns. Auch das Junior Team darf sich trotz seiner nicht fehlerfreien Darbietung über ihren Pokal freuen. Die Arbeit der letzten Monate hat sich für alle ausgezahlt. Das Team hat viel dazugelernt und nichts davon war umsonst.
Der Rote Faden will nicht abreisen.
15:45 Uhr: Warm Up Seniors. Alles läuft ganz gut, eine Pyramide klappt nicht auf Anhieb. Die Zeit läuft ab, das Team muss weiter zum Run Through.
16:00 Uhr: Run Through. Alles steht, auch die schwierigen und tückischen Sequenz-Pyramiden gehen gleichzeitig hoch. Der Abbau einer Pyramide ist unsauber, auf den ersten Blick sieht alles nicht dramatisch aus. Leider bekommt dabei ein männliches Team Mitglied voll eins auf die zwölf – seine Nase blutet. Einem weiteren blockiert es dabei das Knie und verdreht sich das Fußgelenk. Beide Männer nehmen es mit Fassung, beißen die Zähne zusammen, machen weiter – Cheerleading ist nur was für echte harte Jungs!
Nach dem Run Through haben wir noch etwas Zeit bis zum Auftritt, die Mädels und Jungs können sich ausruhen. Dominik geht es nicht so gut, der ehemalige Kampfsportler ist einiges gewöhnt, der Schlag auf die Nase beim Warm Up scheint schwerer gewesen zu sein als angenommen. Wir fragen nach seinem Wohlbefinden, er meint es sei alles in Ordnung. Zwischenzeitlich, wird der andere im Sanitätsraum getaped – Knie und Fußgelenk sind angeschwollen. Was nicht passt wird schnell passend gemacht.
16:40 Zeit für den Pass Check. Man hat ein gutes Gefühl, die Jungs und Mädels freuen sich auf ihren Auftritt. Der Tunnel ist heiß und stickig, plötzlich ragen Hände aus dem Pulk der Wartenden in die Höhe. Es ist Dominik, er schwankt und konzentriert sich darauf nicht um zufallen. Schnell lassen wir ihn nach vorne durchgehen, um frische Luft zu schnappen. Er sieht blass aus, kann nicht mehr klar sehen. Wir senden ihn umgehend zu den Sanitätern.
Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt.
Wir hoffen es ist nur die Aufregung und Dominik kommt gleich wieder zurück. Die Uhr tickt…..
Die letzten Minuten brechen an, Dominik kommt nicht zurück. Ratlosigkeit und Sorge macht sich breit. Wir müssen die Jury informieren, schnell und unkompliziert bietet sie uns an unseren Auftritt zu verschieben und als Letzter zu starten. Dies gibt uns etwas Zeit, um abzusehen welches Ergebnis die Untersuchung ergibt und ob das Senior Team überhaupt antreten kann.
17:20 Uhr: Krisensitzung. Der Arzt bestätigt unsere schlimmste Befürchtung, Dominik darf nicht antreten. Das Team diskutiert, es wird konsolidiert was gebaut werden kann, was nicht, hier eine Umstellung, da eine Änderung. Es bleibt nicht viel Zeit, Proben können sie es nicht mehr. Alle sind sich einig, es wird nicht aufgegeben – egal was noch kommt! Der Tag sollte nicht ohne Kampf gegen das Schicksal enden.
18:00 Uhr Pass Check Teil 2. Die Seniors müssen erneut zum Passcheck antreten.
18:15 Uhr: Der Moderator erklärt dem Publikum unsere missliche Lage, bittet um Verständnis und Unterstützung. Das Team spricht sich noch einmal Mut zu und schwört sich auf den bevorstehenden Auftritt ein.
Nur noch wenige Sekunden bis zum Auftritt.
Das Publikum ist fantastisch – D C A schallt es durch die gesamte Halle. Ein Gänsehaut Moment, als das Team die Matte betritt.
Auch die Seniors eröffnen ihre Show mit einem Cheer. Das Publikum stimmt sofort mit ein. Dann legen Sie los, es wird gekämpft bis zum Schluss, einige Elemente können nicht vollständig gebaut werden. Erleichterung und Stolz erfüllt das Team nach dem Auftritt hinter der Bühne – we did it no matter!
Auch wenn sich das Pech wie ein roter Faden durch den gesamten Tag gezogen hat, sind wir mit den Leistung mehr als zufrieden.
„Es zählt nicht wie oft du hinfällst, sondern wie oft du wieder aufstehst.“
Alle Teams haben absolute Stärke bewiesen. Sie haben weitergemacht egal, ob jemand fehlte oder ein Stunt nicht klappte.
„Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man.“
Gewinnen wollen wir natürlich auch, aber noch sind wir nicht soweit. Lassen wir die Kirche im Dorf, es gibt uns erst seit 3 Jahren und aktiver Wettkampf Erfolg braucht eben Geduld. Die Weichen für die Zukunft sind jedenfalls gestellt.
Die Platzierungen:
- Peewees Platz 7 von 12 (Team unkomplett)
- Juniors Platz 3 von 3
- Seniors Platz 2 von 2 (Team unkomplett)
„Momente vergehen, doch Erinnerungen bleiben“
Trotz der Pleiten,Pech und Pannen, war es doch wieder ein unvergesslich schöner Tag.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer und mitgereisten Fans.
Vielen Dank für den Applaus und die Unterstützung 💙
Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner!